Wer dachte, das Verhältnis der beiden Memminger Eishockey-Clubs sei von Rivalität und Neid geprägt, wird nun eines Besseren belehrt. "Wir wollen nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten", verspricht Helge Pramschüfer, Chef der etablierten Indians. In dieselbe Kerbe schlägt Helge Pyka, der erste Vorsitzende des im April neugegründeten Hockey-Clubs Maustadt. "Uns allen geht es um den Sport in Memmingen, nicht um Konkurrenz." Pyka sieht seinen Verein als Anlaufstelle für einheimische Spieler, die sich den Aufwand in der Bayernliga nicht mehr antun möchten oder noch nicht so weit sind, um den Sprung dorthin zu schaffen. So traf es ihn nicht unerwartet, als Peter Gemsjäger, Nachwuchsleiter des ECDC, mit der Idee einer Spielgemeinschaft auf ihn zukam. Denn die Indians können in diesem Jahr erstmalig keine Junioren-Mannschaft mehr melden. Dem Verein stehen nicht genügend Spieler in dieser Altersgruppe zur Verfügung. "Es kommt einiges zusammen" erklärt Nachwuchs-Chef Gemsjäger. "Im Junioren-Alter beginnen viele ein Studium. Ein Beispiel ist Oliver Seitz, der nach Regensburg an die Uni geht und dann natürlich dort bei den Junioren spielen wird." Außerdem verweist Gemsjäger auf die große Konkurrenz im Allgäu. "Wir buhlen schon im Nachwuchs mit Vereinen wie Kaufbeuren und Füssen um die Spieler." Deshalb war das Bayernliga-Junioren-Team des ECDC schon in der vergangenen Saison knapp besetzt. Zuletzt tat ein geplatzter Trainerwechsel sein Übriges. "Wir waren sehr weit mit einem Kandidaten, der einige Spieler mitgebracht hätte. Leider bekam er im letzten Moment das Angebot, woanders eine Senioren-Mannschaft zu trainieren", verrät Gemsjäger. So wäre schließlich der Kader so klein gewesen, dass es der 53-Jährige nicht mehr verantworten konnte, wieder ein Junioren-Team zu melden. Stattdessen sprach er mit den Vorständen der beiden Memminger Clubs über eine Spielgemeinschaft - und stieß auf offene Ohren.
Vorteile für beide Vereine
Für den ersten Vorsitzenden der Indians, Helge Pramschüfer, war es vor allem wichtig, dass die restlichen Juniorenspieler ihre Heimat weiter beim ECDC haben. "Wir wollen diese Jungs ja irgendwann an unsere Bayernliga-Mannschaft heranführen. Für sie ist es jetzt die Chance, sowohl bei unserer ’Ersten’ mitzutrainieren, als auch direkt Erfahrungen im Seniorenbereich in der Bezirksliga zu sammeln", so Pramschüfer. Mehr noch: Die Regelwerk des Bayrischen Eissportverbandes erlaubt es fünf Spielern unter 24 Jahren, dass sie sowohl für die 1b, als auch für die erste Mannschaft der Indians an den Start gehen.
Doch nicht nur dem ECDC, auch dem HC Maustadt entstehen durch die Kooperation Vorteile. Der noch junge Verein erhält für die Spielgemeinschaft sechs bis acht Spieler aus dem Nachwuchs der Indians. Vorstand Pyka sieht in der Spielgemeinschaft die Chance, die jungen Spieler an den Seniorenbetrieb heranzuführen. "Sie können an der Seite von erfahrenen Cracks wie Klaus Micheller, Ingo Nieder oder mir lernen." Voraussetzung sei allerdings, dass alle Spieler der 1b regelmäßig zum gemeinsamen Training erscheinen. "Darauf haben wir Wert gelegt: Die Jungs müssen mitziehen", so Pyka. Auch bei den Trainings- und Eiszeiten sieht der 44-Jährige eine verbesserte Situation für seinen Verein. "Dadurch, dass der ECDC keine Junioren mehr meldet, ist für uns eine weitere Trainings- und zusätzliche Spielzeit am Wochenende in der Eissporthalle frei geworden."
Vereinbarung gilt zunächst für ein Jahr
Nichtsdestotrotz hofft Pyka, dass die Indians "irgendwann" wieder ein eigenes Junioren-Team stellen können. Dieses Ziel haben auch die ECDC-Verantwortlichen. Deshalb wurde die Vereinbarung mit dem HCM zunächst für ein Jahr getroffen. "Danach sehen wir weiter", so Jugendleiter Gemsjäger. "Wir wollen unter Umständen schon in der Saison 2012/2013 versuchen, wieder eine Junioren-Mannschaft an den Start zu bekommen." Jetzt basteln die Club-Vorstände aber erst mal am Kader der neuen SG Maustadt/Memmingen 1b. Weitere Neuigkeiten hierzu wird es in Kürze geben.
Verfasser: Daniel Halder